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Elektrizitäts-Genossenschaft

Installation Stromleitungsmast in der Friedrichstraße_1931.jpg

Dass Hauingen schon vor dem Ersten Weltkrieg Vorreiter in Sachen Bürgerenergie war, ist weniger bekannt. Weil die arme Gemeinde nicht in der Lage war, das Leitungsnetz zu bauen, und das Dorf anders als die Nachbargemeinden nach Sonnenuntergang in Dunkelheit versank, nahmen  33 Hauinger Bürger die Sache selber in die Hand und gründeten 1912 eine Genossenschaft, um mit privatem Kapital den Anschluss des Dorfes an das Stomnetz zu sichern.  Die EGH – Energiegenossenschaft Hauingen – gibt es heute noch.   
Seit Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks Rheinfelden 1898 und anderer Kraftwerke gingen in den Gemeinden der Region die Lichter an – zum Beispiel auch in Hauingens Nachbardorf Brombach. Hauingen aber blieb zunächst im Dämmer von Kerzen und Petroleumlampen. Den Kraftübertragungswerken schien das Geschäft in dem Dorf nicht lukrativ genug, um in die Infrastruktur zu investieren. Die Gemeinde hatte auch keine Fabriken, die ein Interesse an der Errichtung der Masten für die Stromversorgung hätten haben können, die Gemeinde selbst war zu arm. 1912 – das landwirtschaftlich geprägte Hauingen zählte rund 1800 Einwohner – taten sich also Bürger zusammen, um eine Genossenschaft für den Bau des Netzes zu  gründen. 33 waren es, darunter 19 Landwirte. Die Gemeinde trat der Genossenschaft bei, sie hatte vor allem ein Interesse an der Straßenbeleuchtung. Der Strom kam von den Kraftübertragungswerken Rheinfelden (KWR, heute Energiedienst).
In den beiden Weltkriegen mussten jeweils die Kupferleitungen durch Eisendrähte ersetzt werden, weil das Kupfer für militärische Zwecke gebraucht wird. Nach dem Krieg nimmt der Ausbau des Netzes Fahrt auf.
Diese frühe Form des Bürgerengagements ist bis heute eine Besonderheit im Dorf und hat auch wirtschaftlich schwierige Zeiten überstanden. Ein Übernahmeangebot der KWR in den 1970er Jahren wurde abgelehnt. Früh setzten die Energiegenossen auf erneuerbare Energie, die kommunalen Gebäude Feuerwehr, Schule und Rathaus sind schon lange mit Solaranlagen bestückt. Seit 2012 erhält die EGH von Energiedienst nur noch Strom aus Wasserkraft. Wer den Strom aus Hauingen bezieht, bekommt also zu 100 Prozent Ökostrom aus der Kraft von Wasser und Sonne. Aktuell misst das Leitungsnetz 50 Kilometer, rund 320 Mitglieder hat die Genossenschaft. 1612 Betriebe und private Haushalte beziehen EGH-Strom. Im Aufbau ist auch das Geschäft mit Gas. 2022 wurde ein neuer Konzessionsvertrag abgeschlossen, er reicht bis 2042. Die EGH hat also nicht nur eine besondere Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft.       

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